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Studium mit 2 Kids – der ganz normale Wahnsinn?!

Vielleicht fragt sich die / der ein- oder andere, die / der über meinen Blog stolpert, wie man mit Mitte 30 „noch“ studieren kann. Daher würde ich gerne kurz etwas über mein Studium schreiben.

Ich habe nach dem Abitur einen Ausbildung als sogenannte „Europasekretärin“ an der Würzburger Dolmetscherschule gemacht. Eigentlich war ich schon immer ein bißchen nerdy…. aber in den späten 90ern hätte ich wohl eigentlich nur Informatik studieren können, und war dann doch eher der Sprach-Freak als IT-Geek bzw. die MINT-Fächer waren doch zu abschreckend für mich und nachdem meine Englischkenntnisse sehr gut waren / sind, riet mir auch jeder „etwas mit Sprachen“ zu machen. Ich glaube, es existierte zu dem Zeitpunkt auch noch nicht mal der Studiengang Wirtschaftsinformatik… schließlich war das zu einer Zeit, zu der die Meisten noch nicht mal einen Internetzugang hatten…

Tja, wo war ich stehen geblieben… Ich habe nach meiner Ausbildung ein paar Jahre gearbeitet, unter Anderem beim Stadtmarketing in Würzburg und mich dann 2008 mit einem Übersetzungsbüro (bzw. eher einer Website, auf der ich Übersetzungsdienstleistungen angeboten habe) selbständig gemacht. Dann kamen meine Kids, erst der Große 2006 und dann Nummer 2 2010… nebenher war ich eigentlich durchgehend berufstätig, aber natürlich kinderbedingt nur stundenweise, also eher eine Art 450-EUR-Job oder auch mal deutlich weniger monatlich – je nach Auftragslage….

In der Zeit habe ich immer wieder mal mit dem Bereich E-Commerce / Webdesign etc. geliebäugelt, mein Bruder hatte neben dem Studium eine Agentur für Webdesign, er hat sich alles autodidaktisch angeeignet, und ich fand diesen Tätigkeitsbereich schon immer interessant.

Als mein Kleiner dann ca. ein Jahr alt war, fing ich an, in Teilzeit für einen Onlineshop zu arbeiten, der Kunden im Ausland, hauptsächlich Frankreich, betreut. Spaß machte das schon, aber es war nicht so die Erfüllung, insbesondere nicht in finanzieller Hinsicht. Irgendwie dachte ich mir damals schon, dass es doch irgendwie noch die Möglichkeit geben sollte, beruflich einen anderen Weg zu gehen…

Durch Zufall wurde ich dann über eine Bekannte darauf aufmerksam, dass man sehr wohl mit über 30 noch elternunabhängiges Bafög bekommt, wenn man das erste Kind vor dem 30. Lebensjahr bekommen hat – das traf auf mich zu! So erkundigte ich mich und tatsächlich entsprach das der Wahrheit – ich konnte also studieren… nur machte das überhaupt noch Sinn in meinem Alter? Würde ich das irgendwie hinbekommen mit Kids? Und war mein Hirn nicht abgesehen von meinen sprachlichen Fähigkeiten dafür nicht zu eingerostet? Fragen über Fragen…

Zufällig sprach ich mit einer Nachbarin über die Idee, ein Studium aufzunehmen. Sie erwähnte, dass ihre Babysitterin E-Commerce studiert… ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich mir darunter genau vorstellen konnte und recherchierte gleich einmal im Web. Den Studiengang E-Commerce gibt es noch nicht lange und er entstand ursprünglich aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik. Wie es der Zufall so will, erzählte ich einer anderen Bekannten von mir davon und es stellte sich heraus, dass eine Freundin von ihr Professorin für E-Commerce an der FH ist und es schon bald eine Informationsveranstaltung zu diesem Studiengang geben würde. Als ich daran teilnahm, war es um mich geschehen, das war genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Okay, ich hatte etwas Bedenken wegen den MINT-Fächern wie Mathe und Programmieren, aber dennoch bewarb ich mich – und bekam im Juli 2014 den Studienplatz!

Es war schon ein komisches Gefühl am Anfang, jetzt Studentin zu sein, vor allem mit Mitte 30, aber schon bald lernte ich Kommilitonen kennen, die auch in dem Alter waren, eine Minderheit zwar, aber es gibt sie doch, die Mitt-Dreißiger, die noch ein Studium wagen. Leute wie ich, die nicht zufrieden mit ihrem beruflichen Werdegang bzw. den Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt sind und sich verändern wollen… Die ersten Prüfungen liefen durchaus zufriedenstellend, ich hätte nicht erwartet, sogar das gefürchtete „Programmieren 1“ zu bestehen. Mittlerweile bin ich im 3. Semester und habe bisher alle Prüfungen bestanden, lediglich eine habe ich geschoben und muss diese wohl dieses Semester antreten.

Ich kann abschließend nur sagen, dass ich den Schritt, in meinem Alter zu studieren, nicht bereut habe. Ich würde es jedem raten, der beruflich nicht zufrieden ist – zumindest sofern die Möglichkeit besteht, Bafög zu beantragen – darüber nachzudenken, doch noch mal ein Studium aufzunehmen bzw. sich generell zu verändern und etwas Neues zu wagen.

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